Wer gesunde Mitarbeiter will, muss gute Rahmenbedingungen schaffen. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement – kurz: BGM – sollte dafür kein Papiertiger sein, sondern in der Praxis umgesetzt und gelebt werden. Wie das gelingen kann, zeigen die drei Beispiele in diesem Beitrag.
von Holger Toth
Mit Gesundheitsförderung kann man bei den Mitarbeitern punkten – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein nicht zu unterschätzender Faktor. Immer mehr Unternehmen haben das erkannt und investieren ins BGM. Wer dabei mit klugen Strategien und ganzheitlichen Ansätzen hervorsticht, darf sich über Auszeichnungen wie den „Corporate Health Award“ freuen. Henkel, Wilo und Linhardt gehören zu den Preisträgern. PRÄVENTION AKTUELL hat recherchiert, was diese Unternehmen besonders gut machen und welche praktischen Maßnahmen sie erfolgreich umgesetzt haben.
Wasch-, Spül- und Reinigungsmittel, Klebstoffe sowie Duschgels und Shampoos – Produkte von Henkel kennt und benutzt in Deutschland fast jeder Verbraucher. Dafür arbeiten weltweit 47.750 Beschäftigte. Und um die kümmert sich das Düsseldorfer Unternehmen. „Die Stärkung unserer Unternehmenskultur ist mir besonders wichtig“, schreibt der Vorstandsvorsitzende Carsten Knobel im Geschäftsbericht für das Jahr 2023. Dazu gehört auch Henkels Engagement für die Beschäftigten, das sich unter anderem im BGM zeigt. Dafür erhielt das Unternehmen kürzlich, wie die anderen vorgestellten Praxisbeispiele, den Corporate Health Award.
Henkel hat erkannt: BGM ist nicht nur wichtig für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Darüber hinaus ist es in einer sich wandelnden Arbeitswelt und angesichts des Fachkräftemangels ein wichtiger Faktor, um sich im Wettbewerb um das beste Personal gut zu positionieren. „Ein gesundes Unternehmen braucht gesunde Mitarbeiter“, fasst der Arbeitsmediziner Dr. Andreas Bauck zusammen. Er leitet das Gesundheitsmanagement bei Henkel. „Die Identifikation mit dem Unternehmen hängt maßgeblich davon ab, wie wir uns um die Mitarbeiter kümmern. Das BGM durchdringt bei Henkel deshalb alle Bereiche und umfasst die physische, mentale und soziale Gesundheit sowie das Wohlbefinden der Beschäftigten.“ Der ganzheitliche Ansatz umfasse die drei grundlegenden Säulen: Arbeitsschutz mit arbeitsmedizinischer Vorsorge, Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF).
Zum BGM gehören bei Henkel für alle Beschäftigten auch die gesundheitlichen Check-ups, die alle zwei Jahre stattfinden. Bei diesen Untersuchungen verteilt Bauck gerne „Hausaufgaben“. Denn jeder Mitarbeiter würde zwar die gesundheitlichen Basics kennen. Aber ob die Ernährung dann tatsächlich so ausgewogen ist und ob es dann wirklich die täglichen 10.000 Schritte sind? Der Arbeitsmediziner weiß, dass Anspruch und Wirklichkeit oftmals auseinanderklaffen. „Dass jemand ohne Hausaufgabe rausgeht, gibt es eigentlich fast gar nicht“, sagt er und veranschaulicht: „Wir sitzen fast alle zu viel. Also bekommen die Leute ein Bewegungsprogramm, damit die Muskeln nicht verkürzen.“ Den Zugang zur sportlichen Betätigung erleichtert zum Beispiel die vergünstigte Mitgliedschaften in verschiedenen Fitnessstudio-Ketten.
Die Check-ups sind aber keine oberflächlichen Termine mit allgemeinen Hinweisen. „Sie beinhalten immer einen mentalen und physischen Gesundheitscheck. Es geht neben der Gesundheit um das Wohlbefinden der Mitarbeiter“, erklärt Bauck. Denn auch die familiäre und private Situation kann selbstverständlich Auswirkungen haben, wenn es zum Beispiel in der Beziehung kriselt, das Kind Schulprobleme hat oder Schulden drücken. Henkel versucht, auch für solche Probleme Lösungen anzubieten. Jeder Mitarbeiter erhält nach dem freiwilligen Check-up einen umfangreichen Gesundheitsbericht und möglicherweise einen Interventionsplan – so heißen die Hausaufgaben im Fachjargon. „Die Umsetzung ist natürlich völlig freiwillig“, betont Bauck. Hilfreich sind die Hinweise allemal: Der Plan kann beispielsweise in einer Empfehlung bestehen, das hausinterne Coaching oder das Beratungsangebot durch die Sozialen Dienste für jegliche private Fragen und Herausforderungen zu nutzen.
Einen großen Anteil daran, dass die Gesundheitsangebote tatsächlich bei den Beschäftigten ankommen, hat eine App. „MyCare“ heißt sie und ist extra für die Henkel-Mitarbeiter entwickelt worden. Die Beschäftigten in Deutschland haben dienstliche iPads, sodass sich bei der Nutzung nicht einmal Privates und Berufliches vermischt, falls sie das nicht möchten.
Als Basisfunktionen steht den Beschäftigten zum Beispiel ein Fragebogen zum eigenen Wohlbefinden zur Verfügung. Basierend auf den Antworten gibt ein digitaler Coach alltagstaugliche Anregungen zur Verbesserung des Lebensstils. Die Unterstützungsangebote von Henkel sind durch Tagging so hinterlegt, dass jeder Mitarbeiter sieht, was für ihn relevant ist – weltweit an jedem Standort.
Über den Informationsteil von „MyCare“ können die Beschäftigten gezielt Wissenswertes zu bestimmten Gesundheitsthemen abrufen. Darüber bleiben sie über die aktuellen Aktivitäten von Henkel auf dem Laufenden. Startet eine neue Gesundheitskampagne? Gibt es an meinem Standort ein Resilienztraining, an dem ich teilnehmen kann? Wann ist der nächste Check-up?
An den deutschen Standorten würden mehr als die Hälfte der Mitarbeiter die App regelmäßig nutzen, sagt Bauck. „Alles, was man an persönlichen Daten eingibt, ist freiwillig – bis hin zum Namen“, versichert der Arbeitsmediziner. Auch deshalb habe es bei der Einführung der App keine Vorbehalte gegeben. Die Mitarbeiter hätten den Vorteil, dass sie immer aktuell informiert seien. Henkel wiederum würde die Mitarbeiter besser erreichen als über das Intranet oder ähnliche Tools. Zudem könne das Unternehmen aus den anonymisierten Daten für die jeweiligen Standorte Schlüsse ziehen, wo es in den Bereichen Arbeitszufriedenheit, Gesundheit und Wohlbefinden gut laufe und wo man nachjustieren müsse.
Andreas Bauck und die Arbeitsmediziner sind bei Henkel keine Einzelkämpfer in Sachen Gesundheit, das Thema ist über alle Hierarchieebenen hinweg präsent. Ein wichtiger Mosaikstein: Quer durch alle Abteilungen haben sich Freiwillige zu sogenannten „Health Scouts“ weitergebildet. Jedes Jahr erfolgt die Qualifizierung in einem neuen Thema. Ergonomie, Ernährung oder die Arbeit an einer guten Teamchemie gehörten schon dazu. „Jetzt sind wir bei der mentalen Gesundheit: Wie kümmere ich mich um Kollegen, denen es nicht so gut geht?“, führt Bauck aus. Die „Health Scouts“ seien zwar keine Psychotherapeuten. Aber sie würden genügend Kenntnisse erwerben, um mit ganz einfachen Mitteln als eine Art „Ersthelfer“ aufzutreten: „Einfach da sein und zuhören“, sagt Bauck.
Vor der Einführung hatte Henkel das Ziel, dass sich von 100 Beschäftigten einer zum „Health Scout“ fortbildet. Die Erwartungen des Konzerns wurden weiter übertroffen: Weltweit ist etwa jeder 30. Mitarbeiter ein „Health Scout“ und trägt Gesundheitsthemen niederschwellig an die Kollegen heran. „Man hat praktisch auf jedem Flur mindestens einen Mitarbeiter, der sich damit auskennt“, sagt Bauck. Gleichzeitig fungieren die Scouts als Anlaufstelle für ihre Kollegen, auch um sie bei Bedarf an Profis beispielsweise bei den arbeitsmedizinischen oder den sozialen Diensten verweisen zu können.
Insgesamt sieht Andreas Bauck die Gesundheitsvorsorge als wichtiges Thema für Unternehmen – zumal er die Sorge hat, dass das öffentliche Gesundheitssystem in Zukunft (noch) lückenhafter wird. „Als Unternehmen haben wir die Chance und auch die Aufgabe, diese Lücke ein wenig zu schließen“, sagt Bauck. Die Chance bestehe allein schon darin, „dass die Mitarbeiter so viel Zeit im Unternehmen verbringen“. Durch eine enge Verzahnung von Arbeitsschutz, Rehabilitation und Gesundheitsförderung könne man systematische Präventionsarbeit leisten.
Bewegung, Ernährung und psychische Gesundheit – auf diesen drei Grundsäulen der Prävention beruhen die BGM-Maßnahmen des Technologiekonzerns Wilo. Als einer der weltweit führenden Premiumanbieter von Pumpen und Pumpensystemen verfolgt er bei seinem ganzheitlichen Ansatz das Ziel, die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen sowie die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter zu berücksichtigen.
Das geschieht beispielsweise in Form von Workshops, Seminaren und Schulungen, aber auch mit Aktionen wie den mehrtägigen „Health Days“ in Zusammenarbeit mit Krankenkassen. Mit Themen wie Stressmanagement, Work-Life-Balance oder Achtsamkeit soll die psychische Gesundheit gestärkt werden, darüber hinaus gibt es regelmäßige Sportangebote zur Verbesserung der körperlichen Fitness. „Individuelle Gesundheitschecks und Beratungen ermöglichen es, persönliche Gesundheitsziele zu definieren und umzusetzen“, sagt Andrea Arnold, die Leiterin des Corporate Health Managements der Wilo-Gruppe. Die gesunde Arbeitsumgebung und eine Unternehmenskultur der Wertschätzung schlagen sich in einer Reduzierung der Fehlzeiten nieder.
Führungskräfte nehmen für ein gelebtes BGM eine Schlüsselrolle ein. Dessen ist sich Wilo bewusst. „Die Vorbildfunktion der Führungskräfte spielt eine entscheidende Rolle für das gesamte Team“, betont Andrea Arnold. „Daher ist es von großer Bedeutung, dass sie in Bezug auf Gesundheit und Gesundheitsangebote geschult werden, einschließlich der Gesprächsführung bei sensiblen Themen.“
In diesen „Führungskräfte-Journeys“, angeboten von der Personalabteilung, bereitet Wilo seine Beschäftigten in verantwortlichen Positionen unter anderem darauf vor, Gesundheitsthemen offen mit ihren Teams zu diskutieren. „Insbesondere im Produktionsumfeld ist es wichtig, den Bedarf an konkreten Gesundheitsmaßnahmen auf Basis des Feedbacks der Mitarbeitenden zu konkretisieren und im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in bedarfsgerechte Angebote einmünden zu lassen“, sagt Arnold.
Ein Ergebnis sind Ergonomie-Projekte, in denen die Mitarbeiter korrekte Bewegungsabläufe erlernen und Tipps zur Verbesserung ihrer Arbeitsweise erhalten. Denn klar ist natürlich: In der Produktion sind die Beschäftigten anderen körperlichen Belastungen ausgesetzt als in der Verwaltung. Die Prävention von Verschleißerkrankungen des Muskel-Skelett-Systems steht dort deshalb im Vordergrund. „Zusätzlich können die Mitarbeitenden auf die Unterstützung durch ergonomische Assistenzsysteme und robotergestützte Montage in unserer hochmodernen Smart Factory zählen“, ergänzt Gesundheitsmanagerin Arnold.
Seit dem Einzug in die Smart Factory im Jahr 2019 verringerten sich die Arbeitsunfälle um 82 Prozent. „Dies zeigt, dass unser Vision-Zero-Ansatz mit dem Ziel, die Anzahl der Unfälle, Erkrankungen oder Schadensfälle am Arbeitsplatz auf null zu reduzieren, Früchte trägt“, sagt Andrea Arnold.
Den eingeschlagenen Weg setzt Wilo konsequent fort. Seit dem vergangenen Jahr hat das Dortmunder Unternehmen mit der Initiative „Safety+“ die Beschäftigten in der Smart Factory noch stärker in die Prävention eingebunden. „Dafür haben wir eine digitale Meldeplattform entwickelt, auf der Mitarbeitende aus der Produktion potenzielle Gefahrenquellen und erhöhte Belastungen anonym melden können“, erklärt Andrea Arnold. „Mögliche Risiken können so analysiert und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit ergriffen werden.“
Der Stellenwert der psychischen Gesundheit ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Betroffene warten teilweise monatelang auf einen Therapieplatz und erfahren wenig Unterstützung bei akuten Krisen. „Daher sind wir besonders stolz, dass wir als zusätzlichen Baustein der mentalen Gesundheit hochqualifizierte psychotherapeutische Beratung anbieten können“, sagt Andrea Arnold. „Ob persönlich auf dem Wilopark, in der Praxis oder online von zuhause aus: Mitarbeitende erhalten unter strikter Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht und des Datenschutzes zeitnah Hilfe.“
Bewusst hat sich Wilo auch dafür entschieden, einen Betriebsarzt einzustellen, statt auf externe Dienstleister zu setzen. Er nimmt Impfungen vor, führt Arbeitsplatzbegehungen und -bewertungen durch, ist in Reha-Maßnahmen und die Wiedereingliederung von Beschäftigten eingebunden. „Außerdem berät er Mitarbeitende in Fragen der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes und der Prävention von Berufskrankheiten“, ergänzt Andrea Arnold.
Den Herausforderungen der Zukunft stellt sich Wilo in der Gegenwart mit einem Bauprojekt: dem „Health Cube“. Das Gesundheitszentrum, dessen Fokus auf Prävention liegt, soll im Jahr 2026 in Betrieb gehen. Allgemein- und Fachmediziner sowie Physio- und Psychotherapeuten behandeln dort dann nicht nur akute Probleme, sondern kümmern sich auch langfristig und nachhaltig um die Gesundheit. „Möglich macht das ein umfangreiches Leistungsspektrum aus Diagnostik und Therapie in Premiumqualität“, führt Andrea Arnold aus.
Der „Health Cube“ ist eine Reaktion auf den demografischen Wandel mit einer alternden Belegschaft und auf die Bedürfnisse der jungen Nachwuchskräfte, die einen modernen und flexiblen Arbeitgeber erwarten – auch in puncto Gesundheitsvorsorge. Vor allem aber ist er Ausdruck von Wilos Nachhaltigkeitsstrategie und einem starken Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Beschäftigten. Vorsorgeleistungen wie etwa Hautkrebs-Screenings, ein modernes Fitnessstudio für Ausdauer- und Krafttraining, ein Außensportbereich sowie eine Lounge mit gesundem Essen gehören deshalb ebenfalls zum Angebot des Gesundheitszentrums.
„Unseren Mitarbeitenden am Konzernhauptsitz bietet dieses außergewöhnliche Projekt einen niederschwelligen Zugang zur Akutmedizin und zu individuellen Problemlösungen, außerdem verschiedene Möglichkeiten zur Prävention und Gesundheitsförderung außerhalb des Arbeitsplatzes“, fasst Andrea Arnold zusammen. Doch auch diejenigen der weltweit mehr als 9.000 Wilo-Beschäftigten, die nicht in Dortmund arbeiten, sollen vom „Health Cube“ profitieren. „Zusätzlich zu den Angeboten vor Ort setzen wir auf ortsunabhängige Telemedizin.“ Und auch die Region Dortmund profitiert von der Investition: Die medizinischen Angebote des Health Cube sind auch für Externe geöffnet.
Für Linhardt heißt Gesundheitsmanagement mehr als nur die Durchführung isolierter Maßnahmen. Vielmehr sieht der Verpackungshersteller aus Niederbayern Gesundheit als festen Bestandteil seiner Unternehmenskultur, der eng mit den alltäglichen Prozessen und Entscheidungen verknüpft ist.
Mit dem „LIN.Health System“ will das Unternehmen seine Beschäftigten in jeder Phase ihres Arbeitslebens begleiten – vom Einstieg über die Ausbildung bis zur Rente. „Bei Linhardt verstehen wir uns als Familie – und das Wohlergehen unserer Familienmitglieder liegt uns am Herzen“, erklärt Geschäftsführer Johannes Schick. „Gesunde Mitarbeiter, die in einem gesunden Umfeld arbeiten, sorgen für ein gesundes Unternehmen.“
Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) erleichtert Mitarbeitern nach längerer Krankheit den Wiedereinstieg. Arbeitgeber sind verpflichtet, ein BEM anzubieten. Die Arbeitnehmer entscheiden, ob sie das Angebot annehmen. Mit einer Teilnahmequote von über 95 Prozent sieht sich das Linhardt in seinem Engagement bestätigt. „Darauf sind wir besonders stolz, denn das zeigt das Vertrauen der Belegschaft in dieses Angebot“, betont Sonja Rottner.
Die Beschäftigten arbeiten während des BEM-Prozess aktiv mit und bringen Vorschläge ein. „Im Fokus stehen immer individuelle Lösungen, die den Wiedereinstieg erleichtern oder eine längere Arbeitsunfähigkeit vermeiden“, führt die Gesundheitsmanagerin aus. Durch die enge Zusammenarbeit mit Führungskräften können beispielsweise Arbeitszeiten angepasst oder alternative Einsatzmöglichkeiten geschaffen werden.
Die BGM-Angebote von Linhardt sind im Intranet für jeden Beschäftigten abrufbar. Von fachlichen Gesundheitsinformationen bis hin zu direkten Kontaktmöglichkeiten stehen dort alle Infos zur Verfügung.
Noch niederschwelliger ist eine andere innovative Maßnahme: Ähnlich wie Henkel setzt auch Linhardt auf Gesundheitslotsen. „Stellen Sie sich vor, Sie hätten jederzeit vertraute Kollegen an Ihrer Seite, die nicht nur gesundheitliche Sorgen verstehen, sondern auch die nötigen Mittel und Wege kennen, um Lösungen zu finden“, beschreibt Sonja Rottner deren Aufgabe. Die speziell geschulten Mitarbeiter fungieren als Multiplikatoren für Gesundheitsthemen und stehen ihren Kollegen als Ansprechpartner zur Verfügung. Sie decken Themen wie mentale Gesundheit, Ernährung und Suchtprävention ab.
Die Gesundheitslotsen stärken die Eigenverantwortung ihrer Kollegen. Empathisch motivieren sie zur Teilnahme an Vorsorge- und Präventionsangeboten und leisten damit einen wertvollen Beitrag, um Gesundheitsthemen greifbar und für jeden Mitarbeiter zugänglich zu machen. „Bei über 1.200 Beschäftigten in Deutschland ist das ein wichtiger Faktor“, betont Sonja Rottner.
Ein weiteres Augenmerk des BGM liegt auf der Work-Life-Balance. Während im kaufmännischen Bereich Vertrauens- und Gleitzeit sowie mobiles Arbeiten etabliert sind, war die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle im produktiven Bereich eine besondere Herausforderung. Linhardt bietet hier nun verschiedene Modelle und Wechselmöglichkeiten an, was zu einer besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben führt.
Eine Herausforderung sieht Sonja Rottner darin, „just in time auf die verändernden Bedürfnisse der Mitarbeiter zu reagieren und dabei das Gleichgewicht zwischen digitalen und Face-to-Face-Angeboten zu finden“. Als Zukunftsthemen seien besonders die mentale Gesundheit und die Unterstützung von Führungskräften wichtig, um die Mitarbeiter im Umgang mit belastenden Situationen zu stärken.
Mit seinem ganzheitlichen Ansatz zeigt Linhardt, dass betriebliches Gesundheitsmanagement mehr ist als nur ein Zusatzangebot. Es ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur, der das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördert und gleichzeitig die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber steigert.
Sonja Rottner zieht das Fazit, das wohl die Gesundheitsmanager aller Unternehmen so unterschreiben würden: „Es geht beim BGM darum, ein Arbeitsumfeld zu schaffen und zu erhalten, in dem jeder Beschäftigte nicht nur gerne arbeitet, sondern in dem er auch die Möglichkeit hat, seine Gesundheit kontinuierlich zu verbessern.“